Kleiner Blick auf die Geschichte der Ansichtskarten

1865

Im Jahre 1865 veröffentlichte der geheime Postrat Heinrich v. Stephan (1831-1897) seine Idee, Postkarten ohne Umschlag zu verschicken.

1869

Bereits vier Jahre später führte Österreich die erste Correspondenzkarte ein.

1870: Heinrich v. Stephan wird Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes und führt zum 1. Juli 1870 die Korrespondenzkarte ein. Hier ein frühes Exemplar, das einen Potsdamer Stempel vom 15. September 1870 trägt und von August Overweg geschrieben wurde.

1872

Privat hergestellte Karten werden zugelassen.

Ein frühes Beispiel für eine Korrespondenzkarte, die bereits am 08.12.1873 in Potsdam gestempelt wurde und nach Breslau lief.

Ein weiteres Beispiel für eine Korrespondenzkarte, die am 01.10.1882 in Nowawes gestempelt wurde und nach Philadelphia/USA lief.

Bereits am 06.10.1886 wurde diese Vorläuferkarte mit dem Bild des Schlosses Babelsberg von Potsdam nach Berlin gesandt. Dies ist die älteste Ansichtskarte (mit Bild) der Sammlung.

Eine weitere Vorläuferkarte, die am 27.07.1887 in Potsdam gestempelt wurde und nach Luckenwalde lief.

Noch ein Vorläufer. Diese Karte wurde am 08.10.1888 in Berlin gestempelt und lief nach Dresden. Vielleicht wundern Sie sich, warum das Neue Palais hier als Schloss Friedrichskron bezeichnet wird: Während der nur 99 Tage dauernden Regierungszeit von Kaiser Friedrich III. - vom 9. März bis 15. Juni 1888 - erhielt das Neue Palais vorübergehend den Namen Schloss Friedrichskron.
Ab 1872 wurden Bildansichtskarten geduldet und ab 1875 erfolgte die offizielle Erlaubnis.

Um die Jahrhundertwende war das sogenannte "Goldene Zeitalter" der Ansichtskarte. Viele Menschen sammelten Ansichtskarten in speziellen Alben. Es gab auch Zeitschriften für AK-Sammler. Auf einer Karte fand sich z. B. dieser Aufkleber der "Internationalen Vereinigung für Ansichtskartensammler "Globus" aus Berlin-Nowawes".

Willy Naumann aus Potsdam ließ sich sogar von der ersten internationalen Ansichtskartengesellschaft in Berlin (siehe Stempel) eine Karte aus Venedig zusenden.

Auf der Rückseite dieser Karte wirbt der Kunstverlag Liersch für seine Fotokarten mit Prinz Wilhelm auf dem Esel im Park:

Im goldenen Zeitalter war es wohl auch kein Problem, gleich 1.000 stückweise Karten zu verkaufen:

Auf einer dreiteiligen Panoramakarte fand sich Werbung des Ansichtskartenverlages C. H. Oscar Lange aus Berlin; auf der Vorderseite steht sogar der Preis: 1.000 Stück sepiafarben kosten 60 Mark.

Bei der Datierung von Ansichtskarten hilft oft ein Blick auf die Rückseite: Vor 1905 wurde die ungeteilte Rückseite verwendet und ...

... ab 1905 die geteilte Rückseite.

Bei Restbeständen mit ungeteilter Rückseite wurde einfach ein senkrechter Strich aufgedruckt.

Potsdam war schon immer eine Touristenattraktion. Entsprechend viele Karten wurden geschrieben. Meist jedoch die so genannten "Häufigkeitsmotive": Sanssouci (Schloss, Gitter, Belvedere, Neues Palais, Bogenschütze im Sizilianischen Garten), Panorama (vom Brauhausberg aus), Marmorpalais und die Garnisonkirche.

Auf der Kartenrückseite finden sich oft eine Fülle geschichtlicher Detailinformationen. Bitte schauen Sie sich z. B. die bei den folgenden vier Karten verwendeten Stempel an. Diese Karte trägt einen Zugpoststempel des Zuges von Berlin nach Potsdam.

Diese Karte trägt den relativ seltenen Stempel eines Luftschiffes: Sie wurde am 24. Mai 1913 mit dem Luftschiff Hansa befördert.

Diese Karte schrieb ein Vater an seinen Sohn in Potsdam-Bornim. Die Beförderung erfolgte mit dem Luftschiff LZ 129 (getauft auf den Namen "Hindenburg"). Dieses Luftschiff, das zu den beiden größten jemals gebauten gehörte, wurde bei der Katastrophe in Lakehurst zerstört.

Diese Karte trägt einen Landpoststempel:

Und auf dieser Karte fehlt nicht etwa eine Marke. Nein, hier handelt es sich um Feldpost, die für das Militär ohne Marken befördert wurde und oft interessante Hinweise auf den Stationierungsort und die Einheit des Absenders gibt.

Diese Luftpostkarte wurde im Potsdamer Luftschiffhafen aufgegeben.

Eine für die Soldaten vorgesehene Feldpostkarte (ohne Ansicht), die nicht frankiert werden musste. Diese Karte wurde im Jahre 1915 in Nowawes von dem Jäger Müller aufgegeben, der laut Stempel bei der "Ersatz-Abt. d. Kgl. Pr. Garde-Jaeger-Batl." diente.

Eine Ganzsachenkarte mit Antwortkarte: Auf dieser am 29.04.1882 in Potsdam gestempelten Karte steht entsprechend "Die angebogene Karte ist für die Antwort bestimmt." Diese war meist bereits frankiert und mit der Adresse versehen, um dem Korrespondenten die Arbeit zu erleichtern.

Eine Postkarte mit (abgetrennter) Antwortkarte - gestempelt in Potsdam am 28.07.1919

Dieser Kartenbrief zählt zu den Ganzsachen, da die Frankierung bereits aufgedruckt ist. Die Deutsche Reichspost führte den Kartenbrief am 01.11.1897 ein und schaffte ihn im Jahre 1922 wieder ab.

Diese Ganzsachenkarte weist zwei interessante Details auf: Während der Inflationszeit wurde ein Papierpreiszuschlag von 5 Pf. berechnet und es findet sich der Stempel "Porto tmp.", der wegen falscher Frankierung aufgebracht wurde.